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Die Entstehungsgeschichte von Nordesta

"Die Hand, die pflanzt, führt zu einer neuen Erkenntnis: Der Mensch wird vom Zerstörer zum Beschützer".

Man sagt, dass schöne Geschichten nur in Märchen passieren, aber manchmal übertrifft die Realität die Fiktion und das Wunderbare. Dann muss man nicht unbedingt ein Riese sein, um Berge zu versetzen, es sei denn im Kopf. Die Geschichte von Anita Studer und Nordesta Reforestation and Education beweist es.

1976 reiste die Biologin Anita Studer zum ersten Mal nach Brasilien, um die zahlreichen lokalen Vogelarten zu studieren. Fünf Jahre später sah sie in einem kleinen Wald im Bundesstaat Alagoas im Nordosten des Landes einen äußerst seltenen Sperling, der von Wissenschaftlern Curaeus forbesi und von der einheimischen Bevölkerung Anumara genannt wurde.

Sie berichtete ihrem Forschungsleiter von ihrer Entdeckung. Dieser war sich einig, dass sich der Vogel hervorragend als Thema für ihre Doktorarbeit eignen würde, dass sie sich aber mit der Erforschung beeilen müsse, da die rasche Abholzung des Gebiets sein Überleben kurzfristig – in neun bis zehn Jahren – gefährden würde und alle anderen endemischen Arten in der Region zusammen mit dem Anumara aussterben würden.

Anita Studer wurde sich des Ausmaßes der Katastrophe bewusst, als sie bei einem Flug über das Gebiet feststellte, dass der Wald nur ein grüner Punkt inmitten des ausgetrockneten Landes war, “eine Oase inmitten einer Wüste”, wie sie später gestand. Es handelt sich um die letzten 5.000 Hektar Regenwald, die in diesem Land noch existieren, das Massiv “Pedra Talhada”, eine kleine Erbse in einem Gebiet, das dreimal so groß wie Frankreich ist. Der Wald “Pedra Talhada” befindet sich im Nordosten des Landes, zwischen den Bundesstaaten Alagoas und Pernambuco.

Vor der europäischen Kolonialisierung besaß Brasilien mehrere Primärwälder, von denen die wichtigsten das heute gefährdete Amazonasgebiet und der Altlantische Wald waren, der sich über die gesamte brasilianische Küste von Süd-Belem bis São Paulo erstreckte, d. h. etwa 3.200 km lang war und eine Fläche von 1 Mio. km2 umfasste. Einst waren diese beiden Wälder miteinander verbunden, doch heute sind sie aufgrund der 500-jährigen extensiven Landnutzung, die 95 % der Fläche des Atlantischen Waldes zerstört hat, von dem nur noch wenige Überreste übrig sind, völlig voneinander getrennt.

Anita Studer beschloss daher, zunächst das Massiv von “Pedra Talhada” zu retten, was ihr anschließend alle Zeit der Welt lassen würde, die Vögel des Waldes zu studieren. Um dieses Projekt erfolgreich durchführen zu können, war sie auf die Hilfe der örtlichen Bevölkerung angewiesen. Die ersten Kontakte erwiesen sich als schwierig, da die Einwohner den Wald nur als Wild- und Holzvorrat oder als eine wegen der Schlangen gefährliche Umgebung betrachteten.

Die Dorfbehörden erklärten ihr, dass es ihren Mitbürgern schwerfallen würde, ein solches Vorhaben zu verstehen, das nicht so konkret sei wie der Bau einer Schule oder eines Krankenhauses. Anita Studer verpflichtete sich daraufhin, im Gegenzug für die Unterstützung der Behörden Geld für den Wiederaufbau einer baufälligen Schule am Waldrand zu beschaffen. So gründete sie am 15. Mai 1985 in Genf die Nordesta Reforestation and Education Association.

In den folgenden Jahren startete der Verein mehrere Programme, die auf die sozioökonomische Entwicklung der Region Quebrangulo durch die Durchführung von Bildungsprojekten abzielten. Durch den Bau von Schulen und die Unterstützung von Kinderzentren konnte der Bevölkerung, insbesondere den “Straßenkindern”, Unterkunft, Verpflegung, Pflege, Bildung und Berufsausbildung angeboten werden. Die zwanzigjährige Zusammenarbeit zwischen Nordesta und der lokalen Bevölkerung hat sich ausgezahlt, denn dieser Wald ist heute durch seinen Status als “Pedra Talhada Federal Biological Reserve” geschützt.

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